Ermittlung von Maximallasten für klassische Fassadenbegrünungen mit Kletterpflanzen

 

Hinweis zur Aktualität

Die Ermittlung der Maximallasten – primär der maximalen Gewichte von Kletterpflanzen – ist ein altes Projekt, dessen Ergebnisse i.d.R. nicht mehr praxisrelevant sind. Allerdings basieren wichtige Erkenntnisse und aktuelle Empfehlungen zu den statischen Aspekten bodengebundener Fassadenbegrünung auf dieser Arbeit, die nachfolgend exklusiv  dargestellt wird.
Das Projekt ist in Bezug auf seine Praxistauglichkeit weiterentwickelt worden. Das aktuelle Ergebnis sind nach Klassen geordnete Lastangaben für Kletterpflanzen unter den Bedingungen eines kontrollierten Pflanzenwachstums. Seit ihrer Übernahme in die Fassadenbegrünungsrichlinien der FLL e.V. sind sie Stand der Technik. Informationen dazu bietet der folgende Link:

Lastklassen – aktuelle Angaben zu statischen Aspekten bodengebundener Fassadenbegrünungen

 

Vorbemerkung zu „Maximallasten von Fassadenbegrünungen mit Kletterpflanzen“

Die nachfolgenden Ausführungen basieren auf Untersuchungen und Überlegungen aus den 1990er Jahren. Zu dieser Zeit standen statische Aspekte der Fassenbegrünung deshalb im Vordergrund, weil zunehmend Fassaden, deren Oberflächen keine oder nur geringe Zusatzlasten tragen konnten, mit Kletterpflanzen begrünt wurden, bzw. begrünt werden sollten.
Daher wurden zu dieser Zeit (aber auch heute noch) immer wieder Zweifel an der Machbarkeit solcher Fassadenbegrünungen – auch hinsichtlich der statischen Sicherheit – laut. Dies galt (und gilt immer noch) in erster Linie für WDVS (Wärmedämmverbundsysteme) und VHF (Vorgehängt Hinterlüfteten Fassaden).
Etwa zeitgleich ergab sich durch die Wende großer Begrünungsbedarf für sogenannnte „Plattenbauen“ vor oder nach Sanierung, bzw. Wärmedämmung. Hier wurden – auch unter Hinweis auf zweifelhafte verbindungen zwischen Tragwerk und Wetterschale – die gleichen Zweifel diskutiert.
Bei Bauherren, Planern und auch Behörden stand in Sachen Fassadenbegrünung also seinerzeit die prinzipielle Frage nach der Zuverlässigkeit des Verbundes von Bauwerk und Kletterpflanzen – egal ob selbstklimmend oder gerüstkletternd – im Vordergrund.  So richtete sich die Aufmerksamkeit auf die potenziellen Maximallasten, die ein Fassadenbewuchs mit Kletterpflanzen mit sich bringen kann – egal, wie diese zustande kommen!.

Ich zähle zu jenen, die sich damals mit viel Aufwand konkret um Klärung dieser eher technischen Aspekte der Fassadenbegrünung bemühten und muss heute rückblickend feststellen, dass ich mich wohl zu sehr darauf konzentriert habe, ohne die Zweckmäßigkeit dieser Bemühungen ausreichend zu hinterfragen.
Natürlich war mir und allen anderen Experten immer sehr bewusst, dass Maximallasten bei Fassadenbegrünungen nur durch langzeitiges ungehemmtes Wuchern von Fassadenbewuchs auftreten können und dass es diesen Zustand eigentlich gar nicht geben dürfte. Dass er trotzdem als Basis für Lastannahmen gewählt wurde, erklärt sich einzig und allein aus dem Bemühen um dauerhafte Sicherheit von Fassadenbegrünungen.

Heute stehe ich auf dem Standpunkt, dass dies ein Fehler war. Die mühsam ermittelten potenziellen Maximallasten durch den Bewuchs von Bauwerken mit Kletterpflanzen darf es in der Praxis aus zahlreichen Gründen gar nicht geben! Wir legen ja auch – aus guten Gründen –  keine Straßen zur Befahrung mit der potenziellen Höchstgeschwindigkeit von Automobilen aus….
Zu fachgerechter Fassadenbegrünung mit Kletterpflanzen gehört unverzichtbar deren zielgerichtete Leitung und regelmäßiger Schnitt. Bereits ein Minimum an Pflege schließt das Auftreten von Maximallasten (und andere Risiken) grundsätzlich aus.

Inzwischen habe ich mitunter den Eindruck, dass die angestrebte Sicherheit für den dauerhaften Halt von Fassadenbegrünungen zur Vernachlässigung der Pflege beitrug. Wer heute ältere Fassadenbegrünungen an öffentlichen oder gewerblichen Bauten betrachtet, wird vielleicht auch deswegen immer wieder feststellen, dass ungenügende Tragfähigkeit von Fassaden oder Kletterhilfen eher selten zu Schäden (oder Beseitigung aufgrund Verdrusses) geführt hat. Viel häufiger versagte und versagt klassische (bodengebundene) Fassadenbegrünung aufgrund völlig unzureichender oder auch unterlassener Pflege. Auch wenn Pflegedefizite nicht zum Versagen führen, stellen sie immer wieder ärgerliche Mängel dar. Das betrifft – vor allem bei laubabwerfenden Gerüstkletterpflanzen – bevorzugt die Optik außerhalb der Vegetationsperiode. Die Mehrheit aller Fassadenbegrünungen mit Kletterplanzen – speziell höherer – könnte sich ganzjährig sehr viel ansehnlicher darstellen und positiver wirken, als sie es aktuell tut.

Hier geht es weiter: Maximale Vertikallasten – Pflanzengewichte